Backup in der Cloud: Datensicherung mit CrashPlan

Screenshot CrashPlan-Client für OS X

Screenshot CrashPlan-Client für OS X

Logisch, Backups sind wichtig und im geschäftlichen Gebrauch zur Aufrechterhaltung der Arbeitsfähigkeit im Ernstfall unerlässlich. Aber was nützt das akribisch gepflegte Backup, wenn der oder die Backup-Datenträger im selben Gebäude wie der gesicherte Rechner lagern und nach Diebstahl, Vandalismus, Feuer oder (Lösch-)Wasser unbrauchbar werden? Ein Offsite-Backup, also die Sicherung der Daten außer Haus, ist somit im Katastrophenfall die verlässlichste Art der Archivierung. Im einfachsten Fall trägt man dazu seine Backup-Datenträger in regelmäßigen Abständen an einen anderen Ort oder arbeitet mit mindestens zwei Festplatten, die man abwechselnd zur Sicherung verwendet (während die jeweils andere Platte außer Haus bleibt). Besonders praktisch sind diese Lösungen aber nicht und da man ja nicht stündlich seine Backups hin- und her träg, lässt bei dieser Methode auch die Aktualität der Sicherung Wünsche offen. Deutlich komfortabler löst man die Aufgabenstellung mit einem Online-Backup. Mein Wahl fiel hier auf CrashPlan – hier meine ersten Erfahrungen.

Zunächst möchte ich aber kurz erklären, warum ich mich ausgrechnet für den amerikanischen Anbieter CrashPlan entschieden habe. Schließlich ist die Vorstellung, seine so wichtigen Daten auf einem anderen Kontinent (und in eine andere Rechtsordnung) zu transferienen zunächst nicht unbedingt beruhigend. Steigt man allerdings tiefer in dieses Thema ein und liest sich die Dienstbeschreibung durch, verfliegen die ersten Zweifel schnell: CrashPlan verschlüsselt die Daten zuerst clientseitig auf dem eigenen Rechner und schiebt Sie erst anschließend durch die Leitung zum CrashPlan-Server, der so genannten „CrashPlan Central“. Dort lagern also nur verschlüsselte Archive, die – so weit zumindest das Versprechen – nur mit dem eigenen Schlüssel wieder lesbar gemacht werden können. Ob das nun tatsächlich stimmt, kann ich natürlich nicht prüfen aber ein gewisses Grundvertrauen ist beim Online-Backup nun mal unabdingbar.

Besonders attraktiv sind die Preise von CrashPlan – verglichen mit deutschen Konkurrenzprodukten unschlagbar: CrashPlan+ Unlimited mit unbegrenzten Speicherplatz gibt es beispielsweise schon für 5 US-Dollar (derzeit ca. 3,72 Euro) je Monat bei jährlicher Zählweise. Wer gleich zwei oder drei Jahre im Vorraus zahlt, profitiert von einem noch günstigeren Monatspreis. Letztlich war dies sicher auch ein Grund für meine Entscheidung zugunsten des amerikanischen Anbieters. Aber auch die CrashPlan-Software hat dazu wesentlich beigetragen.

Die Client-Software

Für das Durchführen und Verwalten der Backups lädt man sich die Client-Software herunter, die für Windows, Mac OS, Linux und sogar Solaris verfügbar ist. Nach dem Download und Start der Software erstellt man sich zunächst einen kostenlosen Account bei CrashPlan, mit dem man sich automatisch in der Trial Period befindet und so den Service erst mal 30 Tage kostenfrei testen kann. Ist man damit zufrieden kauft, kauft man innerhalb des Testzeitraums einfach einen Lizenzschlüssel, trägt diesen in der Software ein und hat damit auch nach Ablauf des Testzeiraums Zugriff auf den ClashPlan-Service. Übrigends lässt sich die Software auch zum Anlegen lokaler Backups nutzen, z.B. auf einem Speicher im Netzwerk (NAS oder freigegebener Ordner) oder eine USB-Platte. Diese Funktionalität bleibt auch ohne den Kauf eines Lizenzschlüssels dauerhaft verfügbar – lediglich der Zugriff auf den Online-Speicher, der CrashPlan Central, endet nach dem Ablauf des Testzeitraumes sofern kein Lizenzschlüssel erworben wurde. Innerhalb der Client-Software bestimmt man die zu sichernden Ordner (bestimmte Dateitypen können dabei bei Bedarf ausgeschlossen werden) und konfiguriert seine Sicherungsziele – in meinem Fall ein NAS und eben die CrashPlan Central, also den Online-Speicher um den es mir ja eigentlich geht. Nettes Bonus: Auch andere Rechner mit installiertem CrashPlan-Client außerhalb des eigenen Netzwerks können als Backup-Ziel genutzt werden, über einen separaten Zugangsschlüssel sogar der Rechner eines Freundes (der natürlich ebenfalls CrashPlan-Nutzer sein muss).

Welche Dateien man für sicherungswürdig hält (zumindest via Online-Backup) wird jeder für sich selbst entscheiden – bei mir sind es vorrangig Daten von Projekten an dene ich arbeite bzw. in letzter Zeit gearbeitet habe. Zudem die Dateien und Datenbanken meines lokalen Webservers, den ich zum Entwicklen nutze. In der Summe dennoch knapp 50 GB an Daten. Da ich in einer Gegend wohne, die abseits der Ballungsbgebiete offenbar außerhalb des Insteressenbereichs der Telekommunikationsdienstleister liegt, hänge ich an einer vergleichsweisen dünnen DSL-Leitung mit maximal 6 Mbit Downstream und – was hier relevant ist – 576 kbit Upstream (jeweils theoretisch). Durch die clientseitige Komprimierung ergaben sich zwar zumindest zeitweise Brutto-Uploadraten von bis zu 10 Mbit aber dennoch dauerte das initiale Backup mehrere Tage. Danach sichert CrashPlan allerdings inkrementell, wodurch nur noch neue bzw. geänderte Daten dem Backup hinzugefügt werden – das geht dann recht fix.

Up to date? Das Menu Bar Item zeigt den aktuellen Stand der Sicherung.

Up to date? Das Menu Bar Item zeigt den aktuellen Stand der Sicherung.

Interessanterweise sichert CrashPlan die ausgewählten Dateien und Ordner anscheinend nicht stupide in alphabetischer Reihenfolge sonder priorisiert kürzlich geänderte Daten. Somit sind die Bits der aktuellen Projekte, zuerst im sicheren Auslandsurlaub, während ältere Dateien erst später an die Reihe kommen. Das macht durchaus Sinn, schließlich wäre der Verlust von Daten noch laufender Projekte deutlich schwerer als das Abhandenkommen von alten Datei-Leichen. Natürlich gibt es Szenarien, in den man diese Reihenfolge vielleicht umkehren und zuerst die alten Dateien sichern möchte – man denke z.B. an Familienfotos. In den meisten Fällen wird der von CrashPlan gewählte Weg aber der richtige sein.

Zugriff von iPhone und Android-Geräten

Ebenfalls ein toller Bonus: Mit den kostenlosen CrashPlan-Apps für iPhone und Android-Geräte hat man auch unterwegs jederzeit Zugriff auf die gesicherten Dateien. Das ist super praktisch, wenn man mal schnell auf eine einzelne Datei zugreifen möchte – beispielsweise ein Skript, ein PDF oder ein Foto. Die Smartphone-Apps ermöglichen den Download einzelner Dateien und das weiterleiten via E-Mail. Ein Anwendungsfalls aus meiner jüngsten Praxis: Ich sitze mit dem Klapprechner beim Agenturkunden und brauche ein Skript, dass ich bei mir im Büro auf dem Rechner gespeichert habe. Praktischer Weise ist der entsprechende Ordner im CrashPlan-Backup, also iPhone gezückt, Datei in der CrashPlan-App heruntergeladen und via E-Mail an den mobilen Mac geschickt. Tadaaa.
Als Kontrollfreak kann man mit der App auch fix prüfen, ob tatsächlich der letzte Stand einer Datei im amerkanischen Exil angekommen ist. Apropos aktueller Stand:

Zugriff auf Dateiversionen

CrashPlan sichert natürlich nicht nur den letzten Stand einer Datei sondern mehrere Versionen dieser, ähnlich der OS-X-eigenen TimeMaschine. Die Häufigkeit der Versionierung bzw. die Vorhaltezeit der einzelnen Versionen lassen sich im CrashPlan-Client recht feingliedrig einstellen. Auch auf dem eigenen Rechner gelöschte Dateien werden erst nach einer einstellbaren Frist aus dem Backup entfernt. Somit kann ich beim Wiederherstellen einer einzelnen Datei entscheiden, welche Version ich haben möchte – von heute, gestern, letzte Woche, letzen Monat … So verliert auch das versehentliche Überschreiben einer Datei seinen Schrecken. Die iPhone-App von CrashPlan kann allerdings nur auf die letzte Version zugreifen, den vollen Umfang gibt es nur am Desktop.

Fazit

Die Qualität einer Backup-Lösung wird natürlich erst im Ernstfall wirklich sichtbar, dann wenn man in einer Notlage seine Daten wiederherstellen mus . Dieser Fall ist noch nicht eingetreten und wird hoffentlich auch nie eintreten – daher ist eine finale Aussage zum jetzigen Zeitpunkt freilich schwierig. Alles was ich bisher gesehen habe macht aber einen sehr guten Eindruck und es ist ein angenehmes Gefühl, seine wichtigen Daten offsite gesichert zu wissen. Selbstverständlich muss man im Hinterkopf behalten, dass die Internet-Anbindung der sprichwörtliche Flaschenhals ist – ein Zeit für die Wiederherstellung im Ernstfall ist also in erster Linie von der am Standort verfügbaren Downloadrate abhängig. Und in Umgebungen in denen täglich gigabyteweise Daten erzeugt werden (z.B. Video-Editing), ist ein Online-Backup sicher auch nicht die beste Lösung. Für mich ist CrashPlan aber eine sehr gute Möglichkeit für redundante Datensicherung bei vielen Funktionen zu einem sehr guten Preis. Ich bin bislang sehr zufrieden damit und würde es jederzeit weiterempfehlen.

Nutzt auch Ihr CrashPlan oder vielleicht ein anderes Online-Backup? Dann bin ich sehr an einem Erfahrungsaustausch interessiert.

 

5 Kommentare Schreibe einen Kommentar

  1. Alle wichtigen Info´s zum größten Europäischen CrashPlan PROe Anbieter findet Ihr hier cloudbackup.vnc.biz/ Dort werden auch regelmäßig Webinare / Demo´s angeboten zum Thema.

  2. Eventuell wichtig zu wissen: Trotz meiner 10Mbit-Upload-Leitung kommt Crashplan nur auf ~2.5Mbit Upload bei der Sicherung. Der Support bei Crashplan bestätigt dies als dennoch „gut“ für die bestehende räumliche Entfernung (Upload wohl immer in die USA).
    Für richtig große Datenmengen ist das eventuell ein Flaschenhals, der vor dem Kauf relevant sein könnte.

    • Stimmt, die Uploadrate ist durchaus begrenzt. Gut ist aber, dass CrashPlan clientseitig vor dem Upload komprimiert, was vor allem bei vielen kleinen Dateien zu einer guten effektiven Uploadrate führt. Ich bin beispielsweise hier nur mit 6 Mbit angebunden (von denen tatsächlich in der Regel nur knapp 4 zur Verfügung stehen) und trotzdem schafft CrashPlan dank Komprimierung teilweise effektive Übertragungsraten von um die 10 Mbit (siehe Screenshot im Artikel). Bei Dateien die bereits komprimiert sind (beispielsweise ZIP, JPEG, MPEG) bricht bei mir die Upload-Rate in den kbit-Bereich ein. Es spielt also auch eine wichtige Rolle, welche Art von Dateien man sichert – 100 MB JPEG-Fotos dauern länger als beispielsweise 100 MB Website-Skripte.

      • Ich habe soeben auch mal eine Test-Wiederherstellung probiert. Auch hier komme ich nicht über 5MBit/s Download (Bandbreite 50Mbit). Je nach Größe des Backups kann eine Wiederherstellung damit unbequem zäh werden.
        Ich will Crashplan nicht schlecht machen, aber das sind meine größten Kritikpunkte.

        Gruß
        Mattes

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