Mitte Dezember plant Adobe den Start der Creative Suite 4 in Deutschland. Im Rahmen eines kleinen Workshops hatte ich schon jetzt die Gelegenheit, einen ersten verstohlenen Blick auf den neuesten Sprössling der Creative Suite Serie zu werfen. Als Mediengestalter für Printmedien lag mein Interesse natürlich hauptsächlich auf Illustrator, InDesign und Photoshop und dort waren ein paar wirklich interessante Neuerungen zu bestaunen.
Adobe Illustrator CS4
Die meiner Meinung nach wichtigste neue Funktion ist eigentlich schon längst überfällig: Illustrator kann nun endlich mit mehreren Zeichenflächen (Artboards) umgehen. Über Umwege ging das zwar in Illustrator CS3 auch schon, allerdings mussten dort alle Seiten dieselben Dimensionen besitzen. In Illustrator CS4 können die Zeichenflächen in einem Dokument unterschiedlich groß sein, ihre Position innerhalb des Dokuments ist dabei frei wählbar. Mit einer Art Rechteck-Werkzeug lassen sich neue Artboards nach belieben auf der Arbeitsfläche aufziehen. Sie können sich sogar gegenseitig überlappen. Die einzelnen Artboards können einzeln, zusammen oder als Übersicht gedruckt werden. Auf Wunsch erzeugt Illustrator CS4 auch ein mehrseitiges PDF aus ausgewählten Artboards – insgesamt können in einem Illustrator-Dokument bis zu 100 dieser Boards angelegt werden.
Gerade Freehand-Nutzer werden diese Funktion nach der Übernahme Macromedias durch Adobe (und den dadurch über kurz oder lang notwendigen Umstieg auf Illustrator) schmerzlich vermisst haben. Aber auch für alle Anderen wird diese Neuerung eine erhebliche Erleichterung im täglichen Umgang mit Illustrator darstellen. Nun kann man endlich mehrere Variationen eines Layouts in einem einzigen Dokument anlegen ohne sich über Ebenen behelfen zu müssen – gerade komplexere Projekte werden dadurch sicher deutlich besser verwaltbar.
Ein weitere wirklich tolle Verbesserung besteht im Umgang mit Schnittmasken. Wer häufig mit ihnen arbeitet wird das hassen gelernt haben: Wählt man unter Illustrator CS3 (unter früheren Versionen) eine Schnittmaske aus, so selektierte Illustrator bisher immer auch alle Objekte innerhalb der Maske – auch die Teile, welche eigentlich beschnitten und nicht mehr sichtbar sind. Dieses überaus sinnfreie „Feature“ der Vorgängerversionen machte jede effiziente Arbeit mit den Schnittmasken zunichte – ein korrektes Ausrichten an anderen Objekten war bisher nur mit Umständen möglich.
Bei der Entwicklung von Illustrator CS4 scheint man nun endlich die Wünsche der Anwender erhört zu haben: Beim Auswählen von Schnittmasken werden nun nur die beschnitten Bereiche der Objekte innerhalb der Maske angezeigt und zur Positionsberechnung herangezogen. Damit lassen sich Schnittmasken nun wie „ganz normale“ Objekte handhaben – sie lassen sich um ihre Mitte rotieren und korrekt an ihre Umgebung ausrichten.
Eine ebenfalls sehr sinnvolle Neuerung ist die Separationsvorschau. Insbesondere bei der Arbeit mit Volltonfarben lassen sich nun bequem die einzelnen Farbauszüge und das Überdrucken prüfen.
Informationen auf der Adobe-Website:
InDesign CS4
Indesign war ja bereits in der aktuellen Version InDesign CS3 sehr umfangreich und ließ kaum Wünsche offen; die Verbesserungen liegen daher eher im Detail.
So lässt sich in InDesign CS4 nun auf Wunsch ein Live-Preflight zuschalten, der bereits während dem Satz auf mögliche Fehler bei der Ausgabe hinweist. Ein guter Ansatz um sehr früh im Workflow möglichen Problemen entgegenzuwirken.
Ebenfalls sehr erfreulich ist die neue Verknüpfungspalette: Nach eigenem Gusto lassen sich nun weitere Informationen über die verknüpfte Datei anzeigen. Beispielsweise Format, Farbraum und Auflösung – hierzu musste man bislang noch die Informationen-Palette bemühen.
Die flexible Druckbogenansicht ermöglicht nun das Drehen der Anzeige in 90°-Schritten. Damit lassen sich nun auch vertikale oder kopfstehende Elemente angenehm Platzieren.
Auch sehr interessant: Die Funktion „bedingter Text„. Nehmen wir mal an, man erstellt eine Katalogseite auf denen Preise einmal in Euro und einmal in Schweizer Franken ausgewiesen werden sollen (für verschiedene Druckproduktionen). Bisher musste man sich dazu einer zweiten Text-Ebene bedienen – mit „bedingter Text“ gehört das unter InDesign CS4 der Vergangenheit an. Man kann nun einzelnen Absätzen, einzelnen Wörtern und selbst einzelnen Zeichen eine Bedingung zuweisen unter der sie angezeigt werden. Im Beispiel würde man also zunächst die Preise in Euro ausweisen und sie mit der Bedingung „EURO“ (frei wählbar) versehen. Anschliessend trägt man die Preise in Schweizer Franken ein und weisst ihnen die Bedingung „SFR“ zu. Danach kann man in einer extra Palette zwischen den Bedingungen wechseln – InDesign tauscht in Abhängigkeit der Bedingung die entsprechenden Textteile aus.
Informationen auf der Adobe-Website:
Photoshop CS4
Die wohl spektakulärste Neuentwicklung in Photoshop CS4 dürfte die so genannte „Intelligente Skalierung“ (Content-Aware Scaling) sein. Eine Technik, die es ermöglicht Bilder zu zerren und zu stauchen ohne dabei Personen und Objekte im Foto zu verformen. Leider konnte die Dozentin diese Funktion nicht live zeigen, da sie in Ihrer Preview-Version (unter dem Codenamen „Stonehenge“) noch nicht verfügbar war. Ich kann daher leider nicht mit Sicherheit sagen, wie Photoshop wichtige von unwichtigen Objekten unterscheidet. Es gibt allerdings die Option Hauttöne zu schützen (per Automatik) oder zu schützende Objekte via Maske festzulegen. Geschützte Bereiche im Bild lässt Photoshop CS4 bei der „Intelligenten Skalierung“ weitestgehend unberührt.
Hier ein kurzes Video zu Content-Aware Scaling bei YouTube:
Wie in InDesign CS4 lässt sich nun auch in Photoshop die Arbeitsfläche drehen, hier allerdings stufenlos. Das mach die Retusche an manchen Stellen um Längen einfacher.
Informationen auf der Adobe-Website:
Natürlich konnte und wollte ich in diesem kurzem Artikel nicht auf alle Neuerungen in den einzelnen Programmen eingehen. Ich habe exemplarisch die Dinge herausgepickt, die ich für meine tägliche Arbeit besonders wertvoll finde. Für eine Vollständige Übersicht verweise ich auf die jeweilige Informationsseite auf adobe.com:
Wie sich die neuen Funktionen im Alltag wirklich schlagen werden, bleibt abzuwarten. Erfahrungsgemäß wird Adobe auch diesmal Fehler oder Inkonsistenzen aktueller Versionen in die neuen Versionen übernommen haben. Ich warte gespannt auf das Erscheinen der ersten Demo-Versionen um Illustrator, Indesign und Photoshop der CS4 intensiv auszuprobieren.
Die Einzelnen Produktvarianten der Creative Suite 4 können bereits jetzt vorbestellt werden. Wer auf CS4 aufsteigen möchte, sollte schon einmal beginnen zu sparen:
Das Paket „Creative Suite 4 Design Premium“ wird ab 2.616,81 Euro zu haben sein, „Creative Suite 4 Design Standard“ ab 2.021,81 Euro. Die Upgrades von der jeweiligen CS3-Variante kosten 891,31 Euro bzw. 712,81 Euro (Angaben lt. Adobe Store).