Am Dienstag letzter Woche, den 27. Mai 2008, gab Adobe die ersten drei Anwendungen des kommenden Kreative-Werkzeugkasten „Creative Suite 4“ für die Beta-Tester frei. Dabei handelt es sich um die Anwendungen „Fireworks“, „Dreamweaver“ und „Soundbooth“, welche nach Adobes Auffassung die Schlüsselanwendungen des CS3-Nachfolgers darstellen. Die Betaversionen stehen ab sofort auf den Websiten von Adobe Labs zum Download bereit. Nutzer der „Creative Suite 3“ können mit ihrem Lizenzschlüssel die Beta-Version bis zum Release der finalen Version ausprobieren – allen Anderen gewährt Adobe nur 48 Stunden lang Einblicke in die Neuentwicklungen.
radical work-flow enhancements, as we redefine how designers and developers collaborate to deliver standout digital experiences.
David Burkett, Vizepräsident Adobe-Produktmanagement
Wichtige Kernpunkte der Neuentwicklung sind laut Adobe ein einfacheres Design sowie verbesserte Arbeitsabläufe. David Burkett, Vizepräsident für das Produktmanagement, geht sogar noch einen Schritt weiter: Er spricht von „radical work-flow enhancements“, also radikalen Veränderungen im Arbeitsablauf. Mit der Herausgabe der Beta-Versionen möchte man Anwendern frühzeitig die Möglichkeit geben, diese radikalen Veränderungen zu testen.
Das man zunächst die Energien in die Weiterentwicklung ehemaliger Macromedia-Produkte gesteckt hat (Dreamweaver & Fireworks) ist für Nutzer der derzeit aktuellen „Creative Suite 3“ sicher nachvollziehbar. Die aufgekauften Anwendungen passten bislang sowohl optisch als auch funktional nicht zu den sonstigen Programmen der Suite. Die Tatsache, dass das Design der CS4 komplett überarbeitet wurde lässt hoffen, dass zukünftige alle Programme über ein einheitliches Interface zu bedienen sind.
Besonders interessant für Web-Entwickler dürfte das neue Dreamweaver sein. Hier hat man der Tatsache Rechnung getragen, dass moderne Webseiten zunehmend dynamisch mit Content aus Datenbanken erzeugt werden und vermehrt Features weiterer Server nutzen. Dreamweaver CS4 möchte kein HTML-Editor sein, sondern ein modernes Werkzeug zur Erstellung von Websites, welches Design und Entwicklung unter einer Haube vereint.
Zu den Neuerungen in Dreamweaver CS4 gehören unter anderem die „Related Files“-Toolbar, welche den schnellen Zugriff auf alle im derzeit geöffneten Dokument verknüpften Dateien ermöglicht – sei es Javascript, CSS oder XML. Die neue Eigenschaften-Palette erlaubt das schnelle Umschalten zwischen HTML- und CSS-Eigenschaften und dürfte so den Arbeitsablauf weiter vereinfachen. Neu ist auch der so genannte „Live View Mode“, welcher basierend auf der WebKit-Rendering-Engine eine Live-Vorschau des Dokuments ermöglicht ohne wie bisher externe Browser zu bemühen. Die WebKit-Engine bildet im Übrigen die Basis für Apples Browser „Safari“, welcher den Acid2-Test erfolgreich meistert und Acid3 bereits weitestgehend. Daher sollte die Entscheidung für WebKit wohl eine sehr gute sein.
Mit „Soundbooth“ habe ich selber noch nie gearbeitet, daher ist es mir leider nicht möglich die Neuerungen dieser Software einzuschätzen. Angeblich hat Adobe jedoch den Nutzern ein offenes Ohr geschenkt und die neue Version an deren Bedürfnisse angepasst. Erstmal bietet Adobe in Soundbooth nun die Möglichkeit des Mehrspur-Editings, unterstützt nicht-destruktives Bearbeiten der Soundfiles, ermöglich das Setzen von Restore-Points und viele andere tolle Sachen mehr.
Insgesamt will Adobe in der neuen Version der Creative Suite seine Unterstützung für diverse GPUs verbessert haben. Aufwändige Effekte und Berechnungen an Bildern sollen nun vermehrt dem dafür spezialisierten Prozessor auf der Grafikkarte übergeben werden und nicht mehr die CPU belasten. Profitieren wird man davon vor allem in Photoshop, Premiere und After Effects. Das ist aber im Moment nur Spekulation, da es von diesen Programmen keine Beta-Version zum Testen gibt (und höchstwahrscheinlich auch nicht geben wird). Man darf also gespannt bleiben!
Ob die „Creative Suite 4“ auch tatsächlich „Creative Suite 4“ heissen wird, ist derzeit noch unklar. Auch der Name „Creative Suite Next“ steht für die neue Version mit dem Codenamen „Stonehenge“ zu Debatte. Aber vielleicht kommt auch alles ganz anders. Wer weiss?! Bis zum angepeilten Release der finalen Version im Oktober 2008 ist ja immerhin noch etwas Zeit.
Als ambitionierter Mediengestalter mit dem selbstgesetzten Credo immer up-to-date zu bleiben, bildet sich auf meiner Stirn jedoch die ein oder andere Sorgenfalte: „Radikale Änderungen“?? Während man bisher mit CS1-Kenntnissen auch problemlos CS2 und CS3 bedienen konnte, könnte das in CS4 ganz anders werden. Hier könnte man in den Zugzwang geraten, erneut sein teuer erkauftes CS3 durch CS4, CS Next oder wasauchimmer zu ersetzen um mit dem Markt mithalten zu können. Als Quasi-Monopolist könnte Adobe auch seinen neuesten Coup für den doppelten Preis verkaufen und man hätte über kurz oder lang keine Wahl. Aber noch ist es zu früh für Panikmache. Ich freue mich auf die neue Version und hoffe auf das Beste.
Die Betaversionen gibt es für Windows XP, Windows Vista sowie für Intel- oder PowerPC-basierte Macintosh-Rechner. Einzig Soundbooth wird nur auf Windows-Maschinen und Macs mit Intel-Prozessor laufen – die PowerPC-User müssen hier zugunsten neuer Features in die Röhre schauen.